50 Jahre Wendelstein-Seilbahn, © Claudia Hinz

Jubiläum am Wendelstein

50 Jahre Wendelstein-Seilbahn

Am 20. Februar 1970 wurde die Wendelstein-Seilbahn im Beisein zahlreicher Ehrengäste feierlich dem Verkehr übergeben. „Der Neubau der Seilschwebebahn auf den Wendelstein folgt dem Verlangen unserer Zeit nach größtmöglicher Beschleunigung im Verkehr“, so der damalige bayerische Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr Dr. Otto Schedl. Und mit ca. sechs Minuten ist die Seilbahnfahrt nach wie vor der schnellste Weg, um auf den Wendelstein, einen der schönsten Aussichtsberge Bayerns, zu gelangen.

Tourismusboom im Leitzachtal

Vom Inntal aus gelangen Bergfreunde ab Brannenburg mit der Zahnradbahn bereits seit über 100 Jahren bequem auf den Wendelstein. In den 1960er Jahren erlebte der Tourismus rund um den Wendelstein eine regelrechte Blütezeit. Besonders die zunehmende Gästezahl im Leitzachtal bewog die Bayrischzeller dazu, den Wendelstein von der Westseite her ebenfalls zu erschließen. Vor einem halben Jahrhundert wurde der Plan in die Tat umgesetzt und 1969/70 eine moderne Großkabinen-Seilbahn gebaut. 

Nachdem eine Trassenführung direkt von Bayrischzell aus Gründen des Landschaftsschutzes abgelehnt worden war, fand man schließlich eine günstige Lösung mit einer Talstation im Ortsteil Osterhofen. Die Linienführung von Osterhofen auf den Wendelstein erforderte nur eine einzige 75 Meter hohe Stütze.

4.3 Millionen investiert

Die Bauzeit für die knapp drei Kilometer lange Großkabinen-Pendelbahn, welche fast 1.000 Höhenmeter überwindet, war mit nur 17 Monaten erstaunlich gering. Die Gesamtbaukosten  beliefen sich auf 4,3 Mio. D-Mark. Da am Wendelstein mit dem Wendelsteinhaus inklusive Strom- und Wasserversorgung bereits eine entsprechende Infrastruktur vorhanden war sind die Kosten im Vergleich zu anderen ähnlichen Bahnen als eher niedrig einzustufen. Die Finanzierung der Bahn stellten die Bayerischen Elektrizitäts-Werke in München sicher, welche Anfang 1968 sämtliche Geschäftsanteile der Wendelsteinbahn GmbH vom Steinbeis-Konzern übernommen hatten.

Einmaliges Rundfahrtangebot

Damalige Befürchtungen, dass sich die in die Jahre gekommene Zahnradbahn nach dem Seilbahnbau nicht länger halten könne, bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht. Ganz im Gegenteil eröffnete sich mit dem Bau der zusätzlichen Seilbahn auf den Wendelstein ein touristisch interessantes Rundfahrtangebot: Bergfahrt mit der Zahnradbahn in Brannenburg, Talfahrt mit der Seilbahn nach Bayrischzell oder umgekehrt und per Linienbus zurück zum Ausgangspunkt.

Modernisierung 2011

Die Beschaffung von Ersatzteilen stellt nicht nur bei der deutlich älteren Wendelstein-Zahnradbahn ein Problem dar, sondern auch bei ihrer jüngeren Schwester, der Seilbahn. 2011 wurden die gesamten Antriebsanlagen mit modernster Technik ausgestattet. Dabei wurden der Antriebsmotor AEG Typ G 244/47 mit 299 PS sowie der Ward Leonardsatz mit Gleichstromgenerator   durch einen Drehstrom Asyncronmotor mit 315 kW der Fa. Siemens ersetzt und die gesamte Stromversorgung der Antriebseinheit neu verlegt.

Die bestehende Betriebsbremse erneuerte man durch eine hydraulische, lastabhängig geregelte Scheibenbremse der Fa. Steuerer, angesteuert von einem Bremsaggregat der Fa. Rexroth.

Den Notantrieb mit seinem benzinbetriebenen Porsche Industriemotor tauschte man durch einen Drehstrommotor mit 75 kW aus. Eine Siemens Simatic SPS Anlage ersetzt seither die AEG Schützsteuerung.

Aufwändig gestaltete sich außerdem die Errichtung eines neuen Steuerstands mit Steuerpult, Aufenthaltsraum und Kassenbereich auf dem Bahnsteig der Bergstation. Die gesamte Bergstation wurde im Zuge dessen unter den vorgeschriebenen Brandschutzauflagen mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet.

Festwoche im Mai 2020

„Zur Planung der Feierlichkeiten wurde ein Festausschuss gebildet, der sich bereits seit etlichen Monaten mit der Organisation der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Seilbahn befasst“, verrät Manfred Geiss, Betriebsleiter der Wendelstein-Seilbahn. Neben einem familienfreundlichen Tag der offenen Tür mit Technik-Führungen sowie Veranstaltungen von örtlichen Vereinen mit Festzelt, Bier & Blasmusik soll es auch eine Foto-Ausstellung inklusive Minikino mit Original-Filmaufnahmen aus der Bauphase der Wendelstein-Seilbahn geben.