Abenteuerführung in der Wendelsteinhöhle zur sog. Herzkammer, © Peter Hofmann

Höhlentiere in den Alpen

LEBEN IM DUNKEL

Ein Projekt zur Biodiversität unterirdischer Lebensräume
im Rahmen des ÖKOPLANS ALPEN 2020

 

Vorbemerkung

In den Jahren 2008 bis 2012 wurde das Projekt „inntaler unterwelten“ erfolgreich umgesetzt, das im Rahmen des EU-Programmes „Interreg 2007-2013“ gefördert wurde. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von vier Höhlen im bayerisch-tirolerischen Inntal, unter anderem der Wendelstein-Schauhöhle . Von den beteiligten Höhlenforschern wurden im Rahmen der Realisation erstmals fundierte biospeläologische Untersuchungen durchgeführt. Die Erkenntnisse gaben den Anstoß zu einem wissenschaftlichen Symposium im Oktober 2012. Die Ergebnisse übertrafen alle Erwartungen: Es wurden ca. 200 wirbellose Tiere aufgesammelt, ca. 40 Arten nachgewiesen, darunter 2 Erstnachweise für Deutschland.

Seit 2009 wählt der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. jährlich ein „Höhlentier des Jahres“. Hiermit soll in der Öffentlichkeit und bei Behörden auf die kaum bekannte zoologische Artenvielfalt in unterirdischen Lebensräumen hingewiesen werden. Zwischenzeitlich ist dieses Projekt ein fester Bestandteil der Medienberichterstattung geworden. Nähere Informationen gibt es auf der Internetseite http://www.hoehlentier.de

Die Idee

Die Erkenntnisse und die Vorgehensweise aus dem Wendelsteinprojekt sollten  auf geeignete Höhlen des Alpenraumes übertragen werden. Ein kleiner Kreis von Forschern einigte sich auf sieben Objekte:

  •  Wendelsteinhöhle
  •  Angerloch
  •  Gamsbockloch
  •  Große und Kleine Spielberghöhle
  •  Schneiderloch
  •  Schusterloch
  •  Schwarzbachloch

Neben der Erforschung und Dokumentation der Fauna ausgewählter unterirdischer Lebensräume der bayerischen Alpen sollten die Erkenntnisse vor Fachleuten ebenso präsentiert werden wie in geeigneter Form in der Öffentlichkeit. 

Gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten besteht noch ein enormer Handlungsbedarf. Ziel muss es daher sein, ein nachhaltiges Bewusstsein dafür zu schaffen, solche Lebensräume in ihrer Gesamtheit zu betrachten und den Anstoß zum Schutz dieser gegenüber Umwelteinflüssen sehr anfälligen Ökosysteme zu geben.

Die Umsetzung

Es wurde ein Konzept zur langfristigen Beobachtung der Tiere in den genannten Höhlen erarbeitet. Ein entsprechender Projektantrag wurde formuliert.

Am 15.12.2014 erfolge die Zusage, dass das Projekt finanziell durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz im Rahmen des Ökoplans Alpen 2020 unterstützt wird.

Die Vorgehensweise

Im Zeitraum Dezember 2014 bis Oktober 2015 wurden alle 7 Höhlen von den Forschern mindestens je viermal besucht.

Eine Beurteilung der Entwicklung des Arteninventars einer Höhle ist nur über einen längeren Zeitraum möglich. Bei Einzel-untersuchung mit Sichterfassung und Probe-entnahme kann immer nur ein kleiner Anteil des Arteninventars erfasst werden. Es war daher sinnvoller, so genannte Barberfallen aufzustellen um damit ein größeres Artenspektrum abzudecken. 

Dabei handelt es sich um kleine in den Boden eingegrabene Trichterfallen, die mit einer Konservierungsflüssigkeit gefüllt sind. Wirbellose Tiere rutschen in die Falle und stehen damit für spätere Artbestimmungen und genetische Untersuchungen (DNA-Barcoding) zur Verfügung.

Ergebnisse

Die Auswertung der Funde ist sehr komplex und nur unter koordinierter Mitwirkung von Fachleuten deutschland- bzw. europaweit möglich. Alle Ergebnisse fließen auch in das Projekt „German Barcode of Life“ (GBOL) ein, um eine genetische Datenbank der deutschen Höhlentiere aufzubauen.

Die Aufbereitung der Funde soll einerseits wissenschaftlichen Ansprüchen genügen (eine geeignete Datenbankgrundlage ist vorhanden) andererseits geeignete Präsentationsformen für die Öffentlichkeit umfassen.

Die Auswertung wird die Wissenschaftler noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, aber die bisherigen Ergebnisse sind ermutigend:

Neben zahlreichen Sichtbeobachtungen wurden alleine über 13000 (!) wirbellose Tiere in den Barberfallen gefunden. Eine unglaubliche Zahl, in einem auf den ersten Blick eher unwirtlichen Lebensraum. Unter den Funden befanden sich drei Erstnachweise für Deutschland (einen Spinne, eine Schneemücke und eine Scheufliege), mehrere Erstnachweise für die deutschen Alpen und auch Funde endemischer Arten, d. h. Arten, die weltweit nur in einem sehr kleinen, regionalen Verbreitungsgebiet vorkommen.

Ein seltener Höhlen-Pseudoskorpion wurde erstmals seit 1966 wiedergefunden. Die Spielberghöhlen waren damals der einzige deutsche Fundort. Hier wurde die Art auch bei den aktuellen Untersuchungen gefunden, was für eine sehr große Beständigkeit in den unterirdischen Lebensräumen spricht.

Verantwortliche

Träger: Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V.

Vorsitzende: Bärbel VOGEL (Vorsitzende), Ramsau

Andreas WOLF (Stellvertr. Vorsitzender), Krailling

Wissenschaftliche Leitung:  Stefan ZAENKER, Fulda

Dr. Helmut STEINER, Hanau am Main

Organisation:  Peter HOFMANN, Oberaudorf

 Sudelfeldstr. 18, 83080 Oberaudorf

 Tel. 08033 308615, Email: peterhofmann@t-online.de